Bewegung für’s Leben

Bei einem meiner Chemotage saß ich im Warteraum und blickte durch die Reihen. „Wieviel Menschen“, dachte ich, „sind noch auf den Strassen, wenn so viele hier sitzen“. Für eine(n) Gesunde(n) ist es 20140420_wieder stehensicher kaum verständlich, aber wer dieses Abseitz sieht…schlimm.

Das Bild rechts wurde am 20.04.2014, 16 Tage nach meinem ersten OP aufgenommen. Mein erster Tag unter freier Sonne an dem ich wieder mit den Füssen auf bewachsenem Boden stehen durfte. Wer an Gott glaubt, wird es in so einem Moment durch Mark und Bein spüren. Gib dich nicht auf, sei dankbar für jeden Tag und froh in deinem Körper noch ein paar weitere Momente erleben zu dürfen. Hilf die Natur zu schützen. Denn die Natur ist der letzte Anker den wir haben. Dort kommen wir her und da werden wir auch wieder hin gehen.

 

Eine wahre Geschichte, geschehen bis zum 30.09.2014. Sie zeigt, wie wichtig Bewegung ist:

Mein Blick viel zu einem groß gewachsenen Mann. Seine braune Haut war samtig. Im legeren Freizeit Look wirkte er eigentlich wie ein leicht magerer Sportler. Dieser Araber hatte ebenso wie ich Krebs. Da saß er nun und bei der einen oder anderen Chemo trafen wir uns zufällig und wir begannen uns zu grüßen. Da beschloss ich ihn anzusprechen. Er war alleine, also sollte das kein Problem sein. Doch Araber sprechen nicht automatisch Deutsch. Tja, mit Englisch war es besser aber auch nicht besonders berauschend. Warum auch. Er war in seinem Land aufgewachsen und hatte bis vor kurzem ja auch keinen Grund gehabt eine fremde Sprache so gut zu beherrschen. Dennoch schafften wir es uns auszutauschen und ich fragte, neugierig wie ich bin, alles mögliche zu seinem Zustand. Nichts war auffällig, bis wir über das Gehen sprachen. Er machte mir deutlich dass seine Füße Probleme machten. Zytostatika der Chemotherapie können Nebenwirkungen auf Gefäße und Nervenbahnen haben. Zuerst prickeln die Finger oder Zehen, dann werden sie recht taub und unbeweglich. Stufe drei ist eine Dunkelfärbung die zeigt dass das Gewebe abstirbt. Die Folge kann eine Amputation sein. Dieser sehr nette Mann aus einem fremden Land war hierher gekommen um bei den Besten mit Hoffnung geheilt zu werden. Niemand hatte bemerkt, dass ihm seine Füße weg sterben. Ich erklärte ihm die Brisanz und dass er dringend der Ärztin seine Füße vorzeigen muss. Nur, Ärzte sind keine Götter. Sie können die Medikation verändern und der Rest ist Hoffnung. Aber Patienten tun etwas, dass viel mächtiger ist als eine mehr oder weniger häufige Chemotherapie. Man glaubt es kaum, aber Patienten leben. Und das tun sie jede Sekunde. Sie essen mitunder fünf mal am Tag und bewegen sich so oft es ihnen möglich ist. Wer den Hebel dieser Chancen unterschätzt, den interessiert nicht der Patient, sondern lediglich der pharmazeutische Produktvertrieb. Also erklärte ich dem Mann, dass er dringend auch auf seine Ernährung achten müsse und viel trinken muss. Wasser und Tee vor allem. Aber, da gibt es noch etwas…Bewegung. Ja, Chemopatienten leiden und ja, es ist sehr schwer für sie sich „mal so zu bewegen“. Aber ich konnte ihm eine Übung aus dem Qi Gong zeigen, eine einfache gymnastische Übung, welche die Venenklappen aktiviert, die Organe anregt und die Durchblutung der Füße deutlich verstärkt. Ebenso werden die Nerven kräftig unter Strom gesetzt. Mit der dazu gehörenden Atmungsweise sollte er gegen sein Fußleiden arbeiten. Ein mal täglich mindestens, besser 3 mal, so lange bis sich Besserung einstellt. 3 mal 12 Wiederholung am Tag sollte mal ja machen können. Nun, wie oft er tatsächlich geübt hat, weiß ich nicht. Aber als ich ihn ca. 3 Wochen später wieder traf, sagte er mir er habe fast täglich geübt. Ein Mensch den ich kaum kenne und der mir Unmengen an Küsse zuwirft, kommt mir schnell seltsam vor. Ich habe selten solche Dankbarkeit erlebt. Warum? Ja. Seine Füße waren wieder wie neu. Seine Probleme wie ausradiert. Niemand außer uns Beiden hat das wirklich ernsthaft wahr genommen. Dieser Mann hat sich selbst vor großem Schaden bewahrt. Durch das richtige Training.

Gut, gezeigt habe ich ihm was er tun soll. Gesagt, wie er sich bewegen und ernähren soll. Aber getan hat er es selbst. Ohne mich. Und sein Erfolg zeigt wie wichtig die Eigeninitiative einer/eines Jeden ist. Aus dem Grund möchte ich mit dieser Geschichte jede(n) anregen sich, ohne Druck dabei zu erzeugen, möglichst oft und gesund zu bewegen. Ein Spaziergang in Wald und Flur ist schon ein unglaublicher Wertbringer. Wer die Kraft hat sich mit gesunden Körperübungen zu befassen, tue es. Es verändert dein Leben. Aber auch hier ist Maß das Ziel. Besondere Bewegung erfordert auch eine passende Ernährung. Lies dich ein und arbeite an dir. Deine Gesundheit liegt nicht in der Hand Anderer. Die helfen dir nur wo sie es eben können, bzw. dürfen !